Es musste nun also der nächste Schritt folgen. Suiryu rief sich diesen noch einmal kurz in das Gedächtnis, dann nickte er, als wolle er sich selbst etwas bestätigen.
Das Chakra außerhalb der Klinge, also dort, wo die Verlängerung anfing, und dort, wo es am Schwert selber lag, musste das Chakra geschärft werden. Andernfalls war die Verlängerung hinfällig, denn immerhin mussten seine Klingen stets scharf sein.
Abermals konzentrierte der Hôzuki sich, und leitete das Chakra in die Klinge. Mit einer Hand fuhr er vorsichtig über die Verlängerung. Langsam begann er das Chakra nach seinen Vorstellungen zu formen und die Form – also die Schärfe – mit seiner Hand zu spüren, um sie besser zu verinnerlichen können.
Suiryu schloss die Augen und fuhr mit dem Zeigefinger der freien Hand einmal komplett um die Klinge, dabei formte er an den entsprechenden Stellen immer wieder nach, bis die gewünschte Schärfe erreicht wurde.
Urplötzlich öffnete er die Augen, stürmte auf eines der Ziele auf dem Platz zu und schlitzte es mit dem verlängerten Schwert horizontal auf. Der Schnitt war sauber, und daher konnte sich Ryu der Schärfe seines Schwertes nun bewusst sein. Er richtete sich auf, da er für den Schnitt ja seinen Körper etwas gesenkt hatte und betrachtete die Klinge.
„So weit, so gut.“, murmelte er und löste das Chakra, um es gleich noch einmal zu versuchen. Diesmal benötigte er weniger Zeit, um das Chakra nach seinen Wünschen zu schärfen, und diesmal probierte er es an einem Baum, ohne diesen natürlich zu zerstören. Der Schnitt war abermals scharf.
Suiryu wiederholte die Prozedur noch einmal, dann erklärte er diesen Schritt für erledigt.
Schritt 3 musste nun also folgen, und der klang simpler, als er war. Elementarchakra war natürlich schwieriger zu kontrollieren als normales Chakra. Klar, der Hôzuki fühlte sich mit Suiton mehr als wohl, aber einfach war die Kontrolle seines Elementes nicht.
Nun also konzentrierte er sein natürliches Suitonchakra aus seinem Körper in der Klinge. Es dauerte viel, viel länger, als Suiryu es gedacht hätte, da er immer wieder das gewohnheitsmäßige normale Chakra heraustrennen musste. Irgendwann hatte er es geschafft, gleichzeitig jedoch war die Klinge nicht ganz so scharf, wie er es zuvor mit dem normalen Chakra angedacht hatte.
Suiryu beschloss jetzt nicht das Chakra erneut zu formen, denn diesen Schritt hatte er ja eigentlich hinter sich. Er ließ das Chakra also wieder entweichen und startete abermals einen Versuch Suitonchakra zu verwenden. Es fiel ihm fast genauso schwer, da die Konzentration hoch gehalten werden musste. Dafür jedoch war das Ergebnis viel sehenswerter, da Suiryu nun eine scharfe Suitonklinge erzeugt hatte.
Hmmm, dachte der Hôzuki, und ihm blieb nichts anderes übrig, als er wieder und wieder und wieder und wieder zu versuchen. Training war nicht immer Erfolg, sondern vielmehr das Wiederholen von Erfolg, um diesen zu verinnerlichen und zur Gewohnheit werden zu lassen.
Nach ungefähr einer Viertelstunde hatte Suiryu auch Schritt 3 gemeistert. Es hatte nichts anderes geholfen als stures Wiederholen, mehrmaliges Üben eines Ablaufes, der in Fleisch, Blut und Wasser übergehen musste.
Der Hôzuki hielt nun also das Schwert in die Höhe, mit welchem er Hien erlernt hatte, und abermals schritt er zu dem Baum, den er vorher als Testobjekt malträtiert hatte. Ein schneller, weiterer Schnitt tat das übrige und der Schwertkämpfer betrachtete den Schnitt genauer. Er war tief und sauber, was die Schärfe garantierte, doch als Suiryu mit dem Finger über ihn fuhr, war er fast nass.
„Das wird meinen Gegnern mehr schaden, als sie es in diesen Momenten zu denken vermögen.“, meinte Suiryu lächelnd und drehte sich um. Mit großen Schritten ging er zu seinen Sachen, um zwei weitere Schwerter aufzunehmen.
Es war Zeit Hien für seinen täglichen Gebrauch zu perfektionieren. Und er konnte sich nicht mehr viele Übungen erlauben, denn auch sein Chakra war langsam am Ende.
Bevor er das dritte Schwert aufhob, setzte er eine Wasserflasche an seinen Mund und leerte sie vollständig. Das gab wenigstens etwas Energie.
Dann biss er auf den Griff eines Schwertes und hob das dritte Schwert mit der nun freien Hand.
„Santoryouu.“, murmelte Suiryu, soweit das möglich war. Er spürte die Zugänge zu den drei Schwertern: Beide Hände und seinen Mund. Drei Tore, durch die sein Chakra in die Klingen fließen musste.
„Hien!“, sprach er, um sich nochmal selbst zu motivieren, dann floss das Chakra in die Klingen und fast sofort begannen diese sich zu verlängern. In der Suitonvariante. Der Großmeister Chinatsu Yuudai – sein großes Vorbild – wäre sicherlich stolz auf seine schnellen Fortschritte, denn fast sofort gelang ihm die Anwendung von Hien. Eine Klinge, und zwar die, die zwischen den Zähnen steckte, schien nicht ganz perfekt.
Also löste Suiryu Hien auf und wiederholte den Vorgang, und überließ die Klingen in seinen Händen mehr seiner Gewohnheit, während seine größere Aufmerksamkeit der Klinge in seinem Mund galt.
Zweimal noch wiederholte er das Ganze, bis er auch Schritt vier für abgeschlossen erachtete.
„Mizu Bunshin no jutsu.“, sprach Suiryu und erschuf einen Doppelgänger von sich, mit den entsprechenden Hien-Schwertern.
Ein dämonisches Lächeln bildete sich auf den Lippen des Hôzuki, als er sah, dass einige Mitglieder des Clans inzwischen zusah.
Dann griff er an. Sein Ebenbild parierte, doch Suiryu begann die Verlängerung der Schwerter zu nutzen, um seine Reichweite rapide zu erhöhen.
Innerhalb weniger Sekunden war der Platz erfüllt vom Gesang der Schwerter aneinander. Suiryu wollte ja keinen direkt schadenden Treffer landen, dann wäre es ja vorbei.
Oder… ,dachte er und erschuf viele weitere Doppelgänger, die sofort begannen ihn zu attackieren. Hier verzichtete er jedoch auf die Hien-Schwerter und erwehrte sich den Angriffen gleichzeitig. Er begann sich an die neue Länge zu gewöhnen, unterbrach jedoch zwischendurch die Technik, nur um sie erneut anzuwenden, damit die Länge urplötzlich stieg. Das Kling und Klong wurde nur noch übertönt von den Doppelgängern, die sich in Wasser auflösten, weil sie vom Original getroffen wurden. Irgendwann stand keiner mehr da. Nur noch der Hôzuki, der das Hien gemeistert hatte.
Außer Atem, jedoch zufrieden, schnappte er sich seine Sachen und verließ den Trainingsplatz mit einer Wasserflasche im Mund.
[Hien: 1508/1500 Wörter]
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Das Büro des Yukikage